Meine Niederlassung – So kann’s laufen…
1. März 2022
Der Gedanke, mich niederzulassen, kam schon im PJ, als ich (damals noch ganz freiwillig) mein Tertial in der Allgemeinmedizin absolvierte und richtig begeistert war - zum ersten Mal seit Beginn des Studiums. Bis dahin hin hatten es kein Fach und die entsprechenden Lehrenden geschafft, das Feuer zu entfachen. Irgendwie war mir alles zu klein, zu speziell, vor allem aber auch die Ausbilder mit zu wenig Begeisterung bei der Sache. Das ging mir schon in der Schule so – Lehre steht und fällt für mich mit dem, der sie vermittelt. Insofern war meine Weiterbilderin Dr. Liv Betge (Jena) da ein richtiger Glücksgriff, das passte auch menschlich einfach. Gut, wenn man seine Ausbilder sorgfältig wählt.
Nicht so gut gelungen ist mir das an der Klinik: Als PJler noch sehr wohlgefühlt, habe ich mich dann als Arzt-Anfänger ziemlich ins kalte Wasser geschmissen gefühlt. Ein allgemeines Phänomen der stationären Inneren, leider immer noch häufig. Zum Glück gab es viele nette Kolleg*Innen. Schon im Studium hatte ich mich oft gefragt, ob Medizin denn die richtige Wahl war. Mit Beginn an der Klinik wurden diese Zweifel nochmal richtig befeuert. Dazu kam die „Doppelbelastung“, dass mein Sohn zeitlich mit dem Arbeitsstart zur Welt kam (nicht alles lässt sich optimal planen). Das als „Belastung“ schreiben zu müssen, machte mich damals und rückblickend auch heute echt traurig. Sicher hängt das auch von der eigenen Persönlichkeit ab, wie man da klar kommt. Trotzdem sind die Umstände, wie man als junger Arzt in die stationäre Medizin geworfen wird und die wenige Begleitung, die man dabei erfährt, echt übel. Hier muss sich dringend viel tun. Sätze wie „Eisen wird eben im Feuer geschmiedet“ sind da so hilfreich wie ein erhobener Zeigefinger für den Patienten.
Spätestens mit dieser Erfahrung war also der Gedanke „bloß raus aus der Klinik in die ambulante Allgemeinmedizin“ gefestigt. Tatsächlich ging das bei mir so weit, dass ich sehr zeitig Dr. Betge für einen Weiterbildungsabschnitt anfragte, um etwas zu haben, auf dass ich mich freuen konnte. Und nicht doch noch in die USA auszuwandern, um Nationalpark-Ranger zu werden…
Wie es weiterging, und wie ich schon zeitig in der Weiterbildung meine eigene Planung begann, lest ihr im nächsten Beitrag.