Metaplanungsgedankenchaos und Schlafstörungen. Oder: Die Planung der Planungsphase.

12. Mai 2022

 

Da will man also eine Praxis eröffnen, aber wie fängt man an? Wo setzt man Prioritäten, wie gestaltet man den Zeitplan? Von „man“ zu sprechen, ist hier etwas unsinnig, denn ich kann euch nur sagen, wie ich es angegangen bin. Es gibt auch Bücher zu diesem Thema, die bei mir immer noch ungelesen auf dem Nachtschrank liegen. Sind bestimmt gut, aber irgendwie kam ich vor lauter Planung nie dazu.

Was mir echt geholfen hat, da ich es gerne halbwegs strukturiert mag: Eine Mindmap. Hinsetzen, Gedanken ordnen, und dabei kommen die Einfälle wie von selbst. Natürlich ging dem erstmal eine ziemlich abwechslungsreiche Weiterbildungszeit voraus, in der ich, schon in Absicht der Niederlassung, mein gedankliches best-of zusammengesammelt habe. Sonst wären viele Einfälle vermutlich ausgeblieben.

Für meine Mindmap am PC habe ich das Programm „Mindmanager“ genutzt, was den Vorteil bietet, dass man Links, Dokumente, Verknüpfungen, untergeordnete Mindmaps etc. direkt hinterlegen kann und so trotz Chaos im Kopf prima den Überblick bewahrt. Jedenfalls zu Beginn – denn diese Übersicht wuchs und wuchs, mit jedem gedanklich beschrittenen Ast taten sich zig weitere Zweige auf (Screenshot anbei). Das ging in der Hochphase der Anfangsplanung tatsächlich soweit, dass ich Schlafstörungen entwickelte, weil der Kopf nur noch am Rattern war, ich nachts um vier aufwachte und erstmal eine Stunde arbeiten musste, um wieder einschlafen zu können.

 

 

Irgendwann in der fortgeschrittenen Planung habe ich die Mindmap dann wieder verlassen, weil sie einerseits zu groß und unübersichtlich wurde und zum anderen die Gedankenstränge konkret und geordnet genug geworden waren. Aber auch, weil so viel vorzubereiten war, dass ich gar nicht weiter dazu kam, daran zu basteln. Zu dieser Zeit der Praxisplanung war ich übrigens selbstgewählt-arbeitslos, da ich schon im Vorfeld ahnte, dass in meinem Zeitplan das neben einer regulären Arbeit nicht zu schaffen wäre. Dies ist kein Aufruf, „dem Steuerzahler auf der Tasche zu liegen“, aber man sollte sich ein realistisches Bild des zeitlichen Aufwandes für so ein Vorhaben machen. Trotz „Arbeitslosigkeit“ war das ein mehrmonatiger fulltime-Job, und da hatte ich zum Glück meine liebe Frau an meiner Seite, die den Alltag mit Kind am laufen gehalten hat. Danke, Antje. 

Vor dieser Zeit, und auch das eine sehr gute Entscheidung, hatten wir als Familie uns bewusst nochmal eine Auszeit genommen, 4 Monate in Albanien unterwegs mit dem Wohnwagen als „letzter großer Urlaub bis zur Rente".

Ich fasse mal die Hauptäste der Planungsmindmap hier zusammen, ehe wir dann im Einzelnen den ein oder anderen näher beleuchten in den folgenden Blogbeiträgen.

  1. Bauliche Voraussetzungen – siehe letzter Beitrag.
  2. Inneneinrichtung (Möblierung, Raumnutzungskonzepte, Gestaltung und Design)
  3. Finanzierung (Kredit, Förderung, (nicht vorhandenes) Eigenkapital)
  4. Personal und die Suche danach
  5. Praxisausstattung (Geräte, Arbeitsmaterialien, Verbrauchsartikel)
  6. Computertechnik und Praxissoftware
  7. Website
  8. Vorausplanung praxisinterner Prozesse: Patientenannahme, Terminsystem, Abläufe, auch in Sinne eines Qualitätsmanagements; Gestaltung der Startphase im unterversorgten Gebiet
  9. Chef und Selbstständiger sein – Qualifizierung dafür?!
  10. Partnernetzwerk mit kompetenten Ansprechpartnern

Ihr seht schon, es gibt einiges an Themen, zu denen ich gern meine Erfahrungen mit euch teilen möchte und werde. 

Was ich heute nochmal herausstellen möchte, für diejenigen, die vielleicht etwas ähnliches Vorhaben, sich eventuell sogar hierdurch inspiriert und motiviert fühlen:

Der Aufwand, wenn man all das selbst plant und gestaltet, ist nicht zu unterschätzen. Kalkuliert genug Zeit ein, konzentriert euch, wenn möglich, nur darauf. Die Zeit wird am Ende eh nie reichen, weil viele Dinge sich erst aus dem Tun heraus ergeben, man die vielen kleinen Details gar nicht abschätzen kann. Aber durch ausreichend zeitlichen Vorlauf kann man da schon etwas vorbeugen. Damit das jetzt nicht abschreckend wirkt, sei zum Abschluss gesagt, dass ich eine so aufregende Zeit der intensiven Selbstverwirklichung bis dahin nicht hatte im Leben. Die einzelnen Bausteine zu strukturieren und dann zu sehen, wie das große Puzzle sich nach und nach zusammengefügt, das ist schon großartig. Und am Ende hat man dafür alles genau so, wie man es sich wünscht.

Bis dahin ist noch ein bisschen was zu tun, auch hier in den Beiträgen. Also: Bis bald!

Wir schauen dann schrittweise auf die einzelnen Äste der Mindmap und ich berichte euch als nächstes, wie man ohne Eigenkapital trotzdem zu dem Geld kommt, das man braucht.